Fleischfressende Pflanzen

Warum sind fleischfressende Pflanzen so faszinierend? Sind es die perfiden Fangmechanismen der Karnivoren ? Oder die langsame und erbarmungslose Tötung der gefangenen Insekten? Oder weil Sie gar nützlich gegen Schädlinge sind?

Sie haben bestimmt eine Venusfliegenfalle schon gesehen. Wenn es um fleischfressende Pflanzen geht, denken die meisten an die Pflanze mit den auffälligen Klappfallen, zuerst. Beschrieben wurde die Venusfliegenfalle schon im Jahr 1759 vom niemand geringeren als den damaligen Gouverneur von North Carolina. Als die Venusfliegenfalle bei einem Insekt zuschnappte, verblüffte es Gouverneur Arthur Dobbs so sehr, das er die Pflanze als das größte Wunder im Pflanzenreich bezeichnete.

Als der berühmte Naturwissenschaftler Charles Darwin die Pflanze in seinem Buch über Insektenfressende Pflanzen beschrieb, teilte er die Meinung eines anderen Wissenschaftlers, das es sich bei der Venusfliegenfalle um die großartigste Pflanze in der Welt handelt.

Die Venusfliegenfalle kommt in freier Natur in tiefgründigen, sauren Moorgebieten an der Ostküste der USA (North und South Carolina) vor. Ein großes Verbreitungsgebiet ist der Grüne Sumpf in Nord Carolina (Green Swamp, North Carolina). Der lateinische Begriff für diese wundersame Pflanze ist übrigens Dionaea muscipula, welches ins Deutsche übersetzt etwa Venus Mausefalle bedeutet.

Zu den größten Venusfliegenfallen gehören die Sorten „South West Giant„, „B52“ und „DC XL„. Unter idealen Bedingungen können die beiden ersten Züchtungen 30 cm groß werden. Klappfallen von 6 cm Größe sind dann durchaus keine Seltenheit.

Pflanzen benötigen Sonnenlicht, Wasser, Kohlendioxid, Mineralien und Nährstoffe zum Wachsen. Mineralien und Stickstoffverbindungen sind in den Wachstumsgebieten der Feuchtgebiete, Felsen und kargen Landschaften Mangelware. Daher hat die Evolution einige Pflanzen mit Fallen für Tiere ausgestattet um sich damit neue Nahrungsquellen und Dünger erschließen zu können.

Fallentypen bei fleischfressende Pflanzen

Die Klappfalle

Wegen Ihrer spektakulären Fangmethode sind Venusfliegenfallen wahrscheinlich eine so hohe Bekanntheit. In der faszinierenden Flora gibt es nicht viele Pflanzen die eine so schnelle und gezielte Bewegung ausführen können. Dabei werden die Blätter beim langsamen Öffnen auf Spannung gebracht, ähnlich einem Fangeisen. Löst ein Insekt bei der Berührung von mehreren Fühlhaaren in der Klappfalle einen Bewegungsreiz aus, so wird durch leichte Kraft-Verlagerung die Spannung gelöst.

Die Blätter schnellen zusammen und schließen so das Insekt ein. Die „Reißzähne“ bilden ein Gitter wie bei einem Gefängnis. Durch Bildung von Verdauungssaft werden die Nährstoffe des Tieres bald von der Pflanze aufgenommen. Haben sich die Fangblätter schon zu oft geöffnet und geschlossen, sterben sie nach der Verdauung ab.

Sonst öffnet sich die Klappfalle der Venus-Carnivoren nach circa 8 Tagen wieder. Eine zweite Pflanzenart, die ebenfalls über eine Klappfalle verfügt, ist die Wasserfalle. Es wird vermutet, dass die Wasserpflanze ein Relikt der Urzeit ist.

Obwohl Sie auf vielen Kontinenten vertreten ist, gilt die Wasserfalle als sehr selten. In Deutschland ist die Pflanze kurz vor der Wende für ausgestorben erklärt worden. Ganz selten scheinen Pflanzenforscher das Sonnentaugewächs heute wieder in deutschen Gewässern zu finden.

Venusfliegen-Klappfalle
Klappfalle von einer Venusfliegenfalle

Klebefallen

Die einfachste Fangmethode der fleischfressenden Pflanzen ist die Klebefalle. An Blättern oder Tentakel wird ein klebriges Sekret abgesondert. Durch Farbe und Duft werden kleine Tiere angelockt und bleiben haften. Die Falle ist so beschaffen, das die Insekten immer mehr mit dem meistens klaren Schleim überzogen werden, je mehr sie versuchen sich davon zu lösen.

Bei einigen Pflanzen schließen sich die Tentakeln auch aktiv um das Opfer. Ist das Insekt erstmals gefangen bildet sich ein Enzym, welches die Nährstoffe aus dem Tierchen für die Pflanze nutzbar macht.

Bild Klebefallen
Sonnentau Klebefallen

Fallgrubenfallen

Bei den Grubenfallen sind Blätter der fleischfressenden Karnivoren zu einem Schlauch oder Krug geformt. Die Insekten werden durch Geruch und Farbe angelockt. Durch einen besonders präparierten Rand, rutschen Insekten schnell in das Innere der Grube. Die so gefangenen Insekten werden durch rutschige Innenwände oder nach unten gerichtete Härchen an der Flucht gehindert. Einige der Karnivoren Pflanzen bilden auch Betäubungsmittel im Verdauungssaft.

Viele der interessanten Schlauchpflanzen kommen ursprünglich von der Ostküste von Amerika. Dabei erstreckt sich das Verbreitungsgebiet vom gemäßigten Klima in Kanada über Carolina bis hin zum tropischen Florida. Die fleischfressende Sarracenia-Pflanzen bilden aus ihren Blättern längliche Insektenfallen. Wegen der kunstvollen Blattgebilde wird diese Gattung als Schlauchpflanze oder Trompetenpflanze bezeichnet.

An den Rändern der Schlauchfallen bilden Drüsen Nektar um Insekten anzulocken. Schnell verlieren dabei die Tierchen auf den sehr glatten Innenseiten ihren halt. Durch die ausgeklügelte Falle können die gefangenen Insekten weder aus dem Schlauch heraus krabbeln noch fliegen. Schließlich verendet das gefangene Insekt und die Nährstoffe werden von der Pflanze absorbiert.

Einige der winterharten Schlauchpflanzen benötigen zwingend eine Winterruhe bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Wenn sich die Karnivore gut und lange wachsen soll, müssen Sie auf eine etwa viermonatige Winterruhe achten. Spätestens nach drei Jahren nach der Anzucht ist eine Ruhephase bei ungefähr -8 °C förderlich. Achten Sie beim Kauf darauf, ob es sich um eine winterharte Sarracenia handelt oder ob die Kartoniere aus einem wärmeren Verbreitungsgebiet kommt und keinen Frost verträgt.

Moorbeete im Garten oder Moorkübel sind für diese Pflanzen mit ihren beeindruckenden Wuchsformen gut geeignet. Das Rhizom braucht ein wenig Platz, daher sollten Sie darauf achten, das die Wurzeln genug Platz haben.

Schlauchpflanzen mögen die Sonne, mehr als 6 Stunden sollten die Trompetenpflanzen an ihrem Standort Licht bekommen. Gerade im Sommer benötigt die Pflanze viel Wasser und ist ein dauer- feuchten Sumpf gewöhnt. Während Sie bei den andere fleischfressenden Pflanzen auf ein weiches Wasser achten müssen, sind die Schlauchpflanzen in diesem Punkt etwas toleranter. Das Wasser sollte aber trotzdem höchstens mittelhart sein.

winterharte Schlauchpflanze(Sarracenia)

Reusenfallen

Reusenfallen sind komplexe Blattgebilde. Vorwiegend einzellige Lebewesen werden in ein Y-förmiges Labyrinth gelockt und durch nach innen gerichtete Reusenhaare zu einer Art Magen geleitet. Besonders interessant ist, dass deren Blätter auch transparent sein können. Somit können gefangenen Tiere innerhalb der Reuse durch Licht in ihr verderben geleitet werden. Eine besonders schöne Pflanze mit Reusenfallen ist die Papageien-Schlauchpflanze.

Saugfallen

Saugfallen sind selten und funktionieren am besten bei Wasserpflanzen. In der Pflanze wird ein Hohlraum mit einer Klappe unter Unterdruck gesetzt. Wird dieser Fangmechanismus durch ein Beutetier gereizt, öffnet sie sich die Falle und das kleine Tier wird ruckartig in die Kammer gesogen.

Beliebte fleischfressende Pflanzen für Einsteiger

Fleischfressende Pflanzen Zuhause zu haben ist ein faszinierendes Hobby. Wer einen grünen Daum hat, wird sich an dieser Pflanzenart schnell begeistern können. Die meisten Pflanzen die Sie im Baumarkt oder Blumenhandel kaufen können, sind auch für Neueinsteiger gut geeignet.

Die Venusfliegenfalle und deren Varianten ist wahrscheinlich ein Kandidat den Sie sich bestimmt anschauen werden. Sehr schöne Kannenpflanzen bekommen Sie schon fertig in einem dekorativen Glas oder als Blumenampel zum Aufhängen.

Eindruck machen dann die großen Todesfallen, die aus der Blumenampel hängen. Zwergsonnentau bekommen Sie auch in den meisten Baumärkten. Sehr schön sehen die Pflanzen auf der Fensterbank aus, wenn Sonnenlicht sich in den Fangtropfen spiegelt.

Allgemeine Pflegetipps für fleischfressende Pflanzen

Die Karnivoren kommen aus verschiedenen Habitaten. Damit die Pflanzen optimal gedeihen können, sollten wir die Einflüsse so gut wie möglich simulieren. Die meisten fleischfressenden Pflanzen lieben Sonne, Wärme und eine hohe Luftfeuchtigkeit. Der beste Standort im Haus ist daher an einem sonnigen Fenster.

Fleischfressende Pflanzen werden im Gärtnereien auch in praktischen Glasvasen verkauft. Das einfache Terrarium hält die Luftfeuchtigkeit hoch (mehr als 50 %) und nebenbei sieht es noch sehr dekorativ aus.

Bei Temperaturen um 25° und wärmer sollte sich die Venusfliegenfalle und der Sonnentau pudelwohl fühlen. Wie Sie eine Karnivore umtopfen, lesen Sie bitte hier.

Bild Blüte Venusfliegenfalle
Blühende Venusfliegenfalle-Pflanze

Karnivorenerde

Als Substrat hat sich nährstoffarme Karnivorenerde bewährt. Die Erde für fleischfressende Pflanzen ist den natürlichen Standorten in sauren und dauer- feuchten Moorgebieten angepasst. Durch Zusätze an Quarzsand, Sphagnum und Perlite bleibt die Karnivorenerde trotz der ständigen Feuchtigkeit locker.
Spezialerden für Karnivoren bekommen Sie im Baumarkt, Pflanzenhandel und manchmal auch im Zoofachhandel zum Einrichten von Feuchtgebiet-Terrarien.

Wasser zum Gießen

Zum Gießen sollten Sie Regenwasser zu verwenden. Fleischfressende Pflanzen können durch gießen mit kalkhaltigen Leitungswasser schnell absterben. Die Pflanzen benötigen viel Wasser, durch Verdunstung vom Leitungswasser steigt der Kalkgehalt in der Karnivorenerde. Das mögen nur wenige Pflanzen. Erst recht keine fleischfressende Pflanze die an sauren Sümpfen gewöhnt ist.

Ein Wasserfilter ist für einen Pflanzenliebhaber eine lohnenswerte Anschaffung um möglichst kalkfreien, weiches Wasser selbst aufzubereiten. Sollten Sie nicht die Möglichkeiten haben, mischen Sie preiswertes destilliertes Wasser mit stilles Wasser. Das Stille Wasser sollte eine niedrigen Karbonat-härte (< 9°dH) haben. Ein solches Wasser bekommen Sie beim Discounter oder aus einer Waldquelle.

Düngen brauchen Sie Karnivoren gar nicht. Die Pflanzen sind ja auf nährstoffarmen Boden trainiert. Ab und zu mal eine Mücke oder Fliege reicht vollkommen aus.

Obwohl es Berichte gibt das fleischfressende Pflanzen auch Frösche, Mäuse und Vögel gefangen haben, können Sie beruhigt im gleichen Zimmer schlafen wie Ihre Karnivoren. Nur in Musicals und Fantasie-Filmen wurden bereits Menschen von riesigen Menschenfressenden Pflanzen verspeist.

Eine Antwort auf „Fleischfressende Pflanzen“

  1. Wir haben mehrere Fleischfressende Pflanzen bei uns in der Wohnung stehen und sind davon immer wieder fasziniert. Besonders die Venusfliegenfalle hat es uns angetan.
    Schon als Kind wollte ich immer eine habe, durfte aber nie.
    Wahrscheinlich deshalb jetzt umso mehr :D
    LG
    Matt

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