Die Pflanzenaufzucht aus Samen hat einige Vorteile gegenüber dem Kauf von Jungpflanzen in Gartencentern oder Baumärkten. Nicht nur, dass die Aufzucht von Pflanzen aus Saatgut meistens günstiger ist – Ihnen steht auch eine größere Auswahl an Pflanzensorten zur Verfügung.
Bei dem Wunsch nach alten, seltenen und exotischen Pflanzen können Sie auf deutlich mehr Pflanzensamen zurück greifen.
Die Qualität der Keimlinge ist höher, als bei schnell gezogene Pflanzen, welche unter hohem Zeit- und Kostendruck zum Verkauf gebracht werden müssen. Das Wichtigste ist aber, dass es unheimlich viel Spaß macht, Samenkörner beim Aufgehen zu beobachten. Einer Pflanze die Sie selbst ausgesät haben, werden Sie vermutlich besser hegen als eine Gekaufte.
Sie brauchen nicht viel Aufwand zu betreiben, wenn Sie mit der Aufzucht von Pflanzen aus unkomplizierten Samen beginnen. Nehmen Sie sich am Anfang nicht zu viele verschiedene Pflanzensorten vor. Auch wenn Sie viel verschiedenes Saatgut günstig kaufen können, beschränken Sie sich einfach auf maximal zehn verschiedene Sorten. Das ist sinnvoll, um den Überblick zu halten.
Pflanzen-Samen
Sie sollten sich möglichst viel Wissen über die Ansprüche der Sämlinge aneignen. Je mehr Sie über die Aufzucht der gewünschten Gewächse wissen, je besser können Sie die natürliche Umgebung nachbilden. Wenn Sie sich zu viel auf einmal vornehmen, könnten Sie schon bald Platzmangel bekommen, denn die Pflanzen sollen ja auch wachsen. Im nächsten Frühjahr nehmen Sie ein paar Sorten zu Ihrer Pflanzenzucht hinzu.
Hilfreich sind zunächst die Angaben auf der Samenpackung. Wissenswertes über den Pflanzenwuchs erfahren Sie natürlich auch in Gartenbüchern und auf Internetseiten über Pflanzenwelten. So finden Sie Informationen über die Vorbehandlung der Pflanzensamen, ob es sich um Lichtkeimer oder Dunkelkeimer handelt und wie Sie die Pflanze richtig gießen.
Viele praktische Tipps, zum Beispiel über die Keimdauer und Pflegehinweise, finden Sie meistens auf der Rückseite der Packung.
Heben Sie die Anleitung auf, damit Sie spätere Fragen, wie dem richtigen Standort im Garten, später nachlesen können.
Kleingewächshäuser für die Aufzucht von Pflanzen
Praktisch für die Pflanzenaufzucht im Haus haben sich Zimmergewächshäuser bewährt. Die Luftfeuchtigkeit und eine optimale Keimtemperatur bleibt in den Mini-Gewächshäusern erhalten und sie können sie auf Fensterbänke von hellen Fenstern stellen.
Manchmal bekommen Sie auch gute Aufzuchtsets mit entsprechenden Biosaatgut, Torfquelltabs oder Anzuchtsubstrat, Gewächshaus, Pflanzenstecker inklusive einer Aufzuchtanleitung mit wichtigen Informationen und Ratschläge über die Sämlinge.
Gut durchdachte und abgestimmte Starter-Sets sind perfekt um mit der erfolgreichen Aufzucht von Pflanzen loszulegen.
Als Substrat für die Pflanzenzucht bietet sich spezielle Anzuchterde, Torfquelltabs oder Kokosquelltabs an. Das Anzuchtsubstrat sollte wenige Nährsalze enthalten. Aussaaterde und Anzuchterden haben eine fein justierte Aufdüngung, welche auf die Keimlinge abgestimmt ist. Das Substrat sollte die Wurzelbildung fördern, Wasser speichern und trotzdem luftig und locker sein.
Normale Gartenerde erfüllt diese Eigenschaften nicht immer. Die Erde aus dem Garten ist meistens stärker gedüngt und enthält Bakterien, Insekteneier und Larven. Wenn Sie das problematische Substrat aus dem Garten verwenden möchten, sollten Sie die Erde vorher im Backofen sterilisieren und nur zum Beimischen verwenden.
Zur sterilisierten Gartenerde geben Sie Sand, Vermiculite und Perlit bei, damit sie durchlässiger und aufgelockert wird.
Denken Sie daran, dass nicht übermäßig Stickstoff enthalten sein darf oder der Boden viel Düngesalz enthält. Erst ein paar Wochen nach der Keimung, wenn sich die ersten echten Blätter langsam bilden, ist es Zeit die Pflanzen erstmalig zu düngen.
Nach 6–8 Wochen, wenn sich neben den Keimblättern neue Blätter gebildet haben, können die Keimlinge pikiert werden. Jetzt kann das Substrat mehr Stickstoff enthalten oder gedüngt werden. Als Pflanzensubstrat können Sie abgestimmte Gartenerde oder Tomatenerde verwenden. Gartenerde kann mit Kompost gemischt werden.
Erfolgversprechend ist die Mischung von Mutterboden mit Kompost und Perlite. Immer mehr Gärtner verwenden auch Torfmoose bzw. Sphagnum-Moos zum Beimischen.
Als Pflanzensubstrat für fleischfressende Pflanzen und Orchideen hat sich das Torfmoos bewährt. Durch die Verwendung von Mutterboden und Blumenerde wird die Pflanze auch langsam an das aus-pflanzen in den Garten gewöhnt.
Der richtige Zeitpunkt zur Aussaat
Pflanzensamen haben verschiedene Keimzeiten und auch die Jungpflanzen wachsen unterschiedlich schnell. Daher sollten Sie den richtigen Aussaat-Termin vorher bestimmen. Setzen Sie den Zeitpunkt für die Aussaat zu früh an, bekommen Sie Platzprobleme an Ihren hellen Südfenstern.
Verpassen Sie den Termin zum Säen, kann die Blüte oder Ernte zu spät im Jahr erfolgen. Kürbisse wachsen sehr zügig und benötigen schon bald viel Raum.
Ist es draußen noch zu kalt oder es muss sogar noch mit Frost gerechnet werden, wird es immer schwieriger einen passenden Standort für die immer größer werdenden Pflanzen zu finden. Chili, Tomaten und Artischocken sollten Sie schon frühzeitig anziehen, damit Sie noch vorm Herbst ernten können.
Aussaat-Kalender
Nehmen Sie sich einfach die Zeit und erstellen einen übersichtlichen Aussaat-Kalender. Auf der Samenpackungen stehen meistens die empfohlenen Aussaat-Termine, an die Sie sich orientieren können. Eine andere Methode ist das Zurückrechnen vom Zeitpunkt, wann Sie die Pflanzen ins Freiland setzten möchten.
Rechnen Sie die Wochen rückwärts um mit der Anzucht zu beginnen. Haben Sie das Glück für die Pflanzenaufzucht helle und warme Räume zu verfügen zu haben, müssen Sie den Aussaattermin etwas heraus zögern. Licht und Wärme fördern das Pflanzenwachstum.
Nach drei oder vier Wochen sollten Sie die Pflanzen vereinzeln und pikieren. Je mehr Platz die Wurzeln haben sich auszubreiten, je schneller wächst auch der grüne, oberirdische Teil der Pflanze. Am besten sind Pflanzen-Aufzucht-Boxen oder Terracotta-Blumentöpfe die Sie an den hellen Stellen in der Wohnung verteilen können.
Die Temperatur muss während Keimphase und späteren Aufzucht genau beobachtet werden. Nur bei den richtigen Keimtemperaturen haben Sie eine gute Keimquote. Es gilt aber nicht, je höher, desto besser. Romana Salat keimt um die 18 °C gut. Oberhalb von 20 °C wird der Keimprozess bei den Romana Pflanzen schon gehemmt. Lavendel sollten Sie einige Tage im Kühlschrank aufbewahren, weil die kalte Phase vor der Aussaat den Keimprozess fördert.
Keimauslöser
Es gibt Pflanzenarten, bei denen Sie die Samen mit einem Feuerzeug erhitzen müssen. Damit simulieren Sie einen Waldbrand, der den Keimprozess startet. Jeder Samen hat einen Keimauslöser, bei einigen braucht es nur Luft, Wasser und Wärme. Es gibt aber auch Pflanzen die einen bestimmten Keimauslöser brauchen, weil es in der Natur gewährleistet ist, einen möglichst optimalen Zeitpunkt zu treffen.
Achten Sie auch darauf, dass die Blumenerde in den Anzuchtschalen oder Aussaatgefäße nicht kälter als die Umgebung ist. Stein-Fensterbänke sind Kältebrücken – und wenn ein Tontopf direkt auf der Fensterbank steht, ist auch die Erde zu kalt. Die Samen keimen schlechter oder gar nicht und verfaulen. Abhilfe schaffen Sie durch eine Unterlage aus Styropor oder Moosgummi.
Beheizbare Minigewächshäuser und Heizmatten sind praktisch bei komplizierten zum Keimen zu bringende Samen. Vielleicht haben Sie noch eine andere Wärmequelle, die Sie gut nutzen können – wie auf einem Kühlschrank oder Computer.
Ist Ihr Saatgut aufgegangen, sollten Sie die Temperaturen wieder etwas zurücknehmen. Die Keimlinge fangen sonst schnell an zu schießen und wachsen zu dünn. Der größte Teil der Gemüsesorten und Grünpflanzen fühlen sich bei den gleichen Temperaturen wie wir Menschen wohl. Damit reicht eine normale Zimmertemperatur aus. Ein kleiner Ventilator, den Sie für einige Minuten am Tag laufen lassen, sorgt für ein stabileres Wachstum und die Pflänzchen gewöhnen sich schon mal an den Wind. Vermeiden sollten Sie aber warme und kalte Zugluft.
Pflanzenaufzucht mitTorf- oder Kokos-Quelltabs
Zur Anzucht von Pflanzen sind Torf- oder Kokos-Quelltabs ein praktisches Anzuchtmedium. Damit der Samenkorn feucht gehalten werden kann, muss ein guter Kontakt mit dem Anzuchtsubstrat hergestellt werden. Während der gesamten Keimphase darf Saatgut nicht austrocknen.
Wässern Sie das Substrat aber auch nicht zu stark. Gewächshäusern sollten Sie ein bis zweimal täglich die Abdeckhaube abnehmen. Durch das Lüften ein Schimmeln vermieden wird.
Sinnvoll ist es, die Samen und Jungpflanzen gleich nach der Aussaat mit Schildern oder Pflanzetiketten zu beschriften. Es kann sonst später chaotisch werden, wenn Sie nicht wissen, um welche Blume oder Gemüse es sich handelt. Pflanzenstecker erhalten Sie in den verschiedensten Ausführungen. Kunstvoll verziert und fertig beschriftet oder einfache weiße Pflanzenstecker mit Bleistift aus dem Baumarkt oder Gartencenter sind praktisch.
Sobald die Samen gekeimt sind, wachsen Sie mit aller Kraft zum Licht. Fenster nach Süden sind ideal für die Pflanzenaufzucht. Haben Sie nicht so viele helle Fenster, können Sie sich mit Pflanzenleuchten gut behelfen. Gerade moderne LED-Pflanzenleuchten sind sehr effektiv und haben das richtige Lichtspektrum für die Photosynthese.
Pflanzenlicht
Erhalten Pflanzen zu wenig Licht, wachsen sie dünn, kraftlos und vergeilen. Beim Vergeilen wachsen die Pflanzen so schnell wie möglich, um in eine Position zu gelangen, wo ausreichend Licht ist. Eine ausreichende Beleuchtung sollte hier Abhilfe schaffen. Es gibt spezielle Pflanzenlampen als Leuchtstofflampen, Natriumdampflampen, LEDs, oder Pflanzenstrahler. Optimal ist es, wenn die Blätter 14 – 16 Stunden Sonnenlicht oder ein anderes Pflanzenlicht in der richtigen Lichtfarbe bekommen.
Feuchtigkeit
Zu viel Nässe und eine zu hohe Luftfeuchtigkeit können die Wurzeln zum Faulen bringen oder Schimmel breitet sich aus. Wichtig ist, dass Sie die Pflanzen richtig gießen und regelmäßig die Minigewächshäuser belüfteten. Das Wasser sollte Zimmertemperatur haben, wenig Kalk und Salze enthalten.
Pflanzen mögen keine trockene Luft. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Luftfeuchtigkeit von der Raumluft zu erhöhen, was auch Ihnen guttun wird. Zimmerbrunnen, Kapillar-Matten und Bewässerungswannen können Abhilfe schaffen. Manchmal reicht es jedoch, Wasserschalen auf die Heizung zu stellen.
Die Pflänzchen sollten immer ausreichend Platz zum Wachsen haben. Ist es noch zu früh um das Gemüse nach draußen zu setzen und die Pflanzgefäße sind schon zu klein, sollten Sie die Gemüsepflanzen bald Umtopfen. Lassen Sie die Erde vor dem Umtopfen etwas trockener werden. Die Wurzeln werden dann nicht so leicht beschädigt, wenn die Erde locker ist und nicht so fest von der Feuchtigkeit ist. Versuchen Sie den Wurzelballen mit den Fingern oder mit einem Löffel vorsichtig auszugraben.
Die neuen Pflanzgefäße sollten nicht nur breiter – sondern auch tiefer sein. Gerade Chilipflanzen und Tomatenpflanzen danken es Ihnen mit einem üppigen Wachstum, wenn die Wurzeln nach unten Platz haben.
Rosen-Blumentöpfe sind höher als normale und optimal für Pflanzen mit Pfahlwurzeln geeignet. Nach dem Umtopfen kräftig gießen und stellen Sie die Pflanze wider an einem hellen Ort.
Abhärten
An den ersten warmen Sonnentagen im Jahr, beginnen Sie die Pflanzen für das Auspflanzen vorzubereiten. Bisher war es in der Wohnung geschützt vor UV-Stahlen, Regen und Wind. Daran müssen Sie die Pflanze langsam gewöhnen beim “hardening off”. Stellen Sie die Pflanzen zunächst für eine Stunde an einem schattigen und windgeschützten Ort.
Die Pflanzen können noch kein direktes Licht verkraften, weil sie erst einen UV-Schutz bilden müssen. Pflanzen, die Indoor gezogen werden, bekommen schnell einen Sonnenbrand und müssen daher langsam an die Sonne gewöhnt werden. Das Gleiche gilt auch für den Wind und starken Regen.
Pflanzen brauchten bisher nicht ihre Kraft auf stabiles Wachstum zu verwenden. Draußen ändert sich das unmittelbar. Werden die Pflanzen dem Wind sofort ausgesetzt, knicken Sie leicht ab. Ein Pflanzstab kann unterstützen.
Für das Abhärten sollten Sie sich mindestens eine Woche Zeit nehmen. Stellen Sie die Pflanzen in einer geschützten Umgebung nach draußen und erhöhen jeden Tag die Dauer. Nach den Eisheiligen können die Pflanzen dann bedenkenlos ausgepflanzt werden.
Düngen
Erst wenn die ersten echten Blätter nach den Keimblättern wachsen, sollten Sie mit dem Düngen beginnen. Erden Sie erst, wenn die Pflanzen neben den Keimblätter die ersten echten Blätter bildet. Die Jungpflanzen müssen an Dünger langsam gewöhnt werden. Nehmen Sie dazu anfangs nur ein Viertel der empfohlenen Dosierungen. Die Düngerzugabe können Sie dann nach und nach auf die angegebenen Mengen steigern.
Wenn Sie Aussaatprobleme haben
Wenn nur wenige oder gar keine Samen keimen, können viele Aussaatprobleme eine Ursache haben. Wichtig sind zunächst mal die Temperatur, die Wasserversorgung und eine ausreichende Belüftung.
War die Erde viel zu nass, sind die Samen vielleicht verfault. Dies können Sie prüfen, indem Sie die Samenkörner ausgraben und untersuchen. Bei zu wenig Wasser sind die Haarwurzeln vertrocknet, bevor Sie halt gefunden haben.
Auch die Keimmethode und die Vorbehandlung sollten Sie nochmals überprüfen und auf der Samenpackung nachlesen. Auch das Alter der Samen spielt für die Keimfähigkeit eine wichtige Rolle. Je älter die Samen, umso geringer die Keimquote. Vergeilen die Jungpflanzen und wachsen sehr dürr, bekommen Sie wahrscheinlich zu wenig Licht.